Vor einigen Tagen hatten wir die schöne Gelegenheit, das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig zu besuchen und eine private Führung durch die Dauerausstellung des Museums  namens „unsere Geschichte – Diktatur und Demokratie nach 1945“ zu erleben.

Das Haus ist eines der vier Museen der „Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Die Dauerausstellung veranschaulicht, entlang der Themenschwerpunkte Diktatur und Widerstand, die Geschichte der Teilung Deutschlands, mit dem Fokus auf die Geschichte, der Entwicklung und dem Niedergang der DDR.
Ihr findet das Forum mitten im belebten Zentrum Leipzigs, in der Grimmaischen Straße 6.

Im Museum angekommen, wurden wir von Frau Hesse-Grunert, Medienredakteurin des Forums und von Frau Walter, die uns durch die Dauerausstellung führen wird, herzlich begrüßt.
Nachdem wir uns kurz kennengelernt hatten, fuhren wir in die 2. Etage, und unsere Führung, auf die wir sehr gespannt waren, begann.

Gleich zu Beginn des Rundganges wird man mit einer Zahl konfrontiert, die einen erschüttert, weil auch ein getöteter Mensch ein Menschenleben zu viel ist: Der II. Weltkrieg forderte 60.000.000 Opfer. In Worten: Sechzig Millionen. Uns ließ das erschauern, bedenkt man, dass hier von sechzig Millionen Biographien die Rede ist.
Frau Walter führte uns durch die moderne und sehr abwechslungsreich gestaltete Ausstellung, die eine politische Chronologie hat:
Von der Sowjetzone über die Staatsgründung 1949, den 17. Juni 1953, den Mauerbau 1961, die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976, die Bürgerrechtsbewegung der ‘80er Jahre bis hin zum Mauerfall und der Vereinigung der geteilten Staaten zur Bundesrepublik Deutschland.

Vorbei geht es z.B. am Aufstand des 17. Juni 1953 und den Ereignissen des Mauerbaus vom 13. August 1961. Anhand des Aufstandes wird schon eindrucksvoll gezeigt, wie von Beginn an die Idee des Sozialismus, des „besseren Deutschland“ zum Scheitern verurteilt war. Die Menschen stellten wirtschaftliche und politische Forderungen, die nicht erfüllt werden konnten. Das SED Regime konnte nur mit Sowjetischer Waffengewalt aufrecht erhalten werden.
Zu jeder „Epoche“ und zu vielen Ereignissen , die ausgestellt werden, könnt ihr euch spannende und aufschlussreiche zeitgeschichtliche Dokumente und Fotos anschauen.

Als wäre das nicht schon spannend genug, erzählte uns Frau Walter zusätzlich interessante Fakten und Details zu den ausgestellten Themen. Wir waren total begeistert von ihrem Erfahrungs-und Wissenschatz und davon, wie leidenschaftlich sie uns daran teilhaben ließ.

Neben vielen politischen Ereignissen und Themen, bot uns die Ausstellung aber noch viel mehr.
Wir erhielten auch einen Eindruck davon, wie Menschen in der ehemaligen DDR privat und  beruflich lebten. Diese Ecken der Ausstellung haben sehr viel Charme und verströmen bei aller Ernsthaftigkeit auch eine gewisse Leichtigkeit. In einem Regal waren z.B. Lebensmittel und Haushaltsartikel aus den 70’er Jahren zu sehen. Auch wenn wir beide diese Zeit nicht erlebt haben, bekamen wir dennoch ein annäherndes Gefühl für bestimmte Lebenssituationen der Menschen in der DDR.
Gerade in diesem Teil der Ausstellung, in der in den privaten Alltag der Menschen ein Blick geworfen wird, ließen uns die ausgestellten Gegenstände sehr in die damalige Zeit eintauchen. Ein detailreich und liebevoll gestaltetes Wohnzimmer war für uns genauso spannend, wie ein gezeigtes Klassenzimmer mit original gemalten Bildern von Kindern aus dieser Zeit.

Insgesamt könnt ihr über 2000 Objekte in der Ausstellung bestaunen. Auch wenn das im ersten Moment viel klingt, fühlten wir uns zu keiner Zeit überladen, was wir daran festmachten, dass der vorhandene Platz sehr klug genutzt und den einzelnen Objekten genug Raum gegeben wurde.
Dadurch, dass bei uns zu keiner Zeit musealer Mief entstand, trug neben der tollen Führung, bei, dass die Ausstellung bei uns fast alle Sinne ansprach. Wir konnten eine Menge lesen, wir konnten verschiedene Objekte, wie bspw. das Klassenzimmer begehen und anfassen und wir konnten uns vieles anhören, wie z.B. original Tonaufnahmen der Montagsdemonstrationen, die eindrucksvoll das Ende der DDR einläuteten.
Hier waren wir Im letzten Drittel der Ausstellung angelangt, wo der Weg bis zum Fall der Mauer und der Wiedervereinigung aufgezeigt wird. Gerade dieser Abschnitt hat uns tief berührt, was daran lag, dass uns bspw. mit Audio-und Videoinstallationen vor Augen und Ohren geführt wurde, wie die Menschen sich ihre langersehnte Freiheit mit Mut und Entschlossenheit friedlich erkämpft haben. Für uns war das sehr beeindruckend und nach fast 3 Stunden verließen wir das Gebäude zutiefst bewegt.

Die Dauerausstellung ist total abwechslungsreich gestaltet. Wir als Besuchende fühlten uns achtsam, wie an einer imaginären Schnur, durch mehr als 40 Jahre Geschichte geleitet. Die durchdachte Ausstellung der Exponate wird sehr würdevoll und mit Respekt dargeboten. Die künstlerische Gestaltung, realisiert durch Originaldokumente, Bilder, Poster, Videoinstallationen, Filme und Fotos, hat uns sehr gut gefallen. Wir erwähnen mit einem herzlichen Dank Frau Walter, die uns sehr einfühlsam und mit einprägsamen Informationen sowie spannenden Anekdoten durch die Ausstellung geführt hat.

Rollstuhlfahrerfreundlichkeit

Wir gehen gerne noch auf die Rollstuhlfahrerfreundlichkeit des Museums ein. Hier waren wir sehr begeistert. Björn kam stufenlos in den Eingangsbereich des Gebäudes rein.
Dort gab es einen Informationsschalter, der an der einen Seite speziell für Rollstuhlfahrende abgesenkt war, sodass man mit den Mitarbeitenden mit freier Sicht interagieren kann.
Schließfächer im Eingangsbereich, in denen man seine Jacke und Tasche ablegt, sind auf angenehmer Höhe für mich erreichbar gewesen.
Die einzelnen Ausstellungs-Etagen sind mit einem sehr geräumigen und modernen Aufzug erreichbar.
Innerhalb der Dauerausstellung konnte ich mir nahezu alle Ausstellungsobjekte barrierefrei anschauen. Lediglich an ein, zwei Stellen, bspw.am Klassenzimmer ,war es zwar etwas zu eng, um es komplett zu befahren, dennoch hatte ich eine, für mich ausreichende, Sicht auf das Ausgestellte.

Besonders gefallen hat mir, dass die Touchscreens in der Ausstellung mit einem Rollstuhlsymbol versehen waren. Dies geklickt, wurden die dargestellten Inhalte höhenangepasst und waren angenehm für mich anzuschauen.
Ein weiteres Highlight war für mich, dass sich viele Infotafeln, Exponate oder Touchscreens mit dem Rollstuhl unterfahren ließen.
Gefallen hat mir außerdem, dass Höhenunterschiede innerhalb der Dauerausstellung mit Rampen ausgeglichen wurden. Diese waren auch mit reduzierter Muskelkraft befahrbar, weil deren Steigung und Gefälle nicht heftig waren.
Zudem war der gesamte Boden im Gebäude für mich sehr leicht befahrbar, weil ein ebenes und geglättetes Material verwendet wurde.
Der Aufzug ist geräumig und verfügt über einen Taster in, für mich, angenehmer Höhe.

Bis auf die Gebäudeeingangstür, die leider schwer zu öffnen und ohne Taster war, kam ich die gesamte Zeit ohne Unterstützung zurecht.

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