Sevilla ist die Hauptstadt der spanischen Region Andalusien und liegt im südlichsten Teil des Landes. Sevilla ist reich an Geschichte, Architektur und einigen der besten Gerichte Spaniens und ist unserer Ansicht nach ein Muss auf jeder Reiseroute. Wir haben leider nur 3 Tage in Sevilla verbracht, die uns im Nachhinein viel zu kurz waren, können euch jedoch trotzdem viele großartige und zugleich rollstuhlgerechte Dinge zeigen, die man dort unternehmen kann.

Allgemeine Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrende in Sevilla

Bevor wir uns der Vielfalt der rollstuhlzugänglichen Aktivitäten in Sevilla widmen, sollten wir uns zunächst mit der allgemeinen Zugänglichkeit der Stadt befassen.

Sevilla ist eine historische Stadt voller Kopfsteinpflaster, enger Straßen und Bürgersteige, die selbst für Menschen ohne Rollstuhl manchmal zu schmal sind, um bequem darauf zu stehen, wenn ein Auto vorbeifährt. Dies betrifft die Innenstadt jedoch weniger, dafür eher die äußeren Stadtteile.

Es gibt jedoch viele Orte in Sevilla, die für Rollstuhlfahrende zugänglich sind.

Vor allem die Gegend um den Fluss Guadalquivir und die Straßen, durch die die Straßenbahn im Stadtzentrum fährt, sind jedoch sehr gut zugänglich, da sie modern gepflastert sind.

Außerdem müsst ihr euch in Sevilla keine Gedanken über Gefälle machen; die Stadt ist völlig flach.

Schmales Gässchen auf dem Weg zur Innenstadt
Typischer Bodenbelag in der Innenstadt
Gehweg einer Straße in der Neustadt

Öffentliche Nahverkehrsmittel in Sevilla

Metro

Die Stadt besitzt ein Metro-System, das aktuell (Stand August 2021) aus drei Linien besteht (rote, grüne und gelbe Linie). Mit diesen könnt ihr verschiedene Punkte der Stadt unkompliziert erreichen, denn alle Stationen und alle Bahnen sind rollstuhlfahrerfreundlich begehbar. Wir haben einmal die grüne Linie benutzt und waren begeistert, wie unkompliziert die Benutzung der modernen Metro war.

Toiletten für Rollstuhlfahrende in der Stadt

In der Stadt finden sich immer wieder Fast Food-Ketten wie Starbucks oder McDonalds, wo ihr rollstuhlfahrerzugängliche Eingänge und Toiletten finden könnt.
Außerdem bieten manche städtische Einrichtungen wie Ämter oder das Rathaus solche. Hier lohnt es sich für euch mal nachzufragen, ob ihr sie nutzen könnt.

Schreibt es gern in die Kommentare, wenn ihr eine oder mehrere  rollstuhlfahrerzugänglche Toiletten in der Stadt kennt.

Spannendes, was ihr in Sevilla mit dem Rollstuhl erleben könnt

Die Kathedrale von Sevilla

Die Kathedrale von Sevilla und der Glockenturm Giralda.
Es ist einer der Orte der Stadt, der mit am faszinierensten und bedeutensten ist.
Die Kathedrale befindet sich im Herzen der historischen Altstadt von Sevilla.

Der Eintritt in die Kathedrale von Sevilla ist für Rollstuhlfahrende kostenlos (Stand August 2021) und sie ist im gesamten Erdgeschoss gut zugänglich. Es gibt Rampen, die zu allen wichtigen Orten in der Kathedrale führen, und sogar einige Rampen, die in die Bereiche hinaufführen, in denen sich Gräber und andere wichtige religiöse Gegenstände befinden.

Apropos Gräber: Die sterblichen Überreste von Christopher Kolumbus werden in der Kathedrale von Sevilla in einem sehenswerten Sarkophag aufbewahrt.

Neben der Besichtigung der Kathedrale von Sevilla haben Menschen mit Rollstuhl wohl auch die Möglichkeit, den größten Teil des Glockenturms Giralda zu erklimmen.
Ursprünglich von den Mauren als Minarett gebaut, wurde anstelle der Treppen eine Rampe installiert.

Die Geschichte dahinter ist, dass Sevilla einer der wärmsten Städte auf dem europäischen Festland ist. Um demjenigen, der fünfmal am Tag den muslimischen Gebetsruf verkündet, das Leben zu erleichtern, baute man die Rampe. Auf diese Weise konnten sie mit einem Maultier nach oben reiten.

Der Weg auf den Glockenturm soll wohl zwar breit und der Ziegelstein recht glatt, aber doch steil sein.

Leider gibt es am Ende des Glockenturms wohl eine steile Treppe, sodass man eventuell nicht bis zur Aussichtsplattform gelangen könnte. Auf dem Weg dorthin gibt es jedoch kleine Fenster, von denen aus man die Aussicht auf Sevilla genießen kann.
Wir haben den Turm nicht erklommen, weswegen wir nur aus Erzählungen berichten können.

Bodenbelag in der Kathedrale
Vorplatz der Kathedrale

Geschichte im Réal Alcázar hautnah erleben

Der Réal Alcázar ist neben der Kathedrale die meistbesuchteste Sehenswürdigkeit Sevillas. Dank seiner Beliebtheit könnte euch eine zeitverschwenderische Warteschlange am Eingang erwarten.
Doch die könnt ihr als Rollstuhlfahrende elegant umgehen. Ihr dürft nicht nur an der Schlange vorbei, sondern auch den Palast  kostenfrei besichtigen.
Spartipp: Montagabends ist der Palast für alle Besuchende kostenlos. Die Uhrzeit variiert, am besten erkundigt ihr euch dafür in der Touristeninformation.

Der Alcázar von Sevilla ist für Rollstuhlfahrende recht angenehm zugänglich. Rampen führen zu allen wichtigen Bereichen und sogar zu einigen abgelegenen Winkeln. Die einzelnen Räume, Säle und Paläste sind mit glattem Stein und Marmor ausgelegt. Es gibt kein Kopfsteinpflaster im Inneren der Anlage!
Hin und wieder gibt es jedoch kleine Vorsprünge und Schwellen, die nicht mit einer Rampe überbrückt werden. Hier bedarf es eventuell Assistenz, um sie zu überqueren.

Die beiden Etagen des Palastes sind mit einem Aufzug verbunden. Mitarbeitende stehen hier bereit, um ihn bei Benutzung zu bedienen.
In der zweiten Etage gab es zu der Zeit, als wir da waren, eine Ausstellung zu Kacheln, Mosaiken und Fließen, die im Palast verbaut sind. Diese war ebenfalls rollstuhlfahrerfreundlich.

Der Real Alcazar beherbergt einen wunderschönen königlichen und tropischen Garten, der ein wahres Paradies für Pflanzenenthusiasten ist.
Der Zugang zu ihm ist jedoch für Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, schwer bis gar nicht möglich, da er nur über Treppen machbar ist. Der Garten an sich ist wohl in vielen Bereichen eben und mit Rollstuhl befahrbar.
Wir waren nicht im Garten und können deswegen keine detaillierten Infos geben.
Was wir jedoch sagen können, ist, dass ihr von der oberen Etage des Palastes einen großartigen Blick darauf haben könnt.

An der Uferpromenade spazieren

Eine gut gepflegte, breite Fußgängerpromenade verläuft entlang des Guadalquivir, auf der Höhe der Stadt.
Hier habt ihr mit keinen Barrieren zu kämpfen. Über Rampen habt ihr die Möglichkeit, nach unten auf die Höhe des Flusses zu kommen und auch dort entlang zu gehen.

Von der Uferpromenade aus habt ihr einen tollen Blick auf die bunten Fassaden der Gebäude im Stadtteil Triana.

Ein Getränk am Plaza de España trinken

Sevilla ist voll von Plätzen unterschiedlicher Größe, aber es lässt sich nicht leugnen, dass der Plaza de España der Eindrucksvollste im Stadtgebiet ist. Daher sollte er ein Besuch auf der Suche nach rollstuhlgerechten Aktivitäten in Sevilla ein Muss sein.

Der Plaza de España ist halbkreisförmig und wurde 1928 erbaut. Er zeigt das Beste der sevillanischen Architektur – Keramikfliesen und eine Kombination aus maurischem, barockem und Renaissance-Stil.

Im vorderen Teil des Plaza de España befindet sich ein ebenerdiger Weg. Von hier aus habt ihr einen schönen Blick auf den Platz selbst. Der eigentliche Zauber liegt jedoch in der Erkundung des Inneren des Platzes, der ebenfalls entspannt befahrbar ist.

Am hinteren Ende der beiden Türme befindet sich eine Rampe. Von dort aus hat man nach Überwindung eines etwa fünf Zentimeter hohen Vorsprungs Zugang zum wohl beeindruckendsten Teil des Plaza de España – den gekachelten Bereichen, die den einzelnen Provinzen Spaniens gewidmet sind.

Wer sich in ein Holzboot, ähnlich einer Gondel umsetzen kann, hat sogar die Möglichkeit, einen kleinen Kanal zu befahren, der einen Teil des Platzes durchfließt.
Die vier Brücken, die über den Kanal führen, haben Treppen, was sie für einige behinderte Menschen unüberwindbar macht.
Das Hauptgebäude am Platz hat mehrere Etagen und wir haben, auch wenn wir die Etagen nicht besucht haben, einen Treppenlift gesehen, der euch wohl nach oben bringen kann, um Aussichtspunkte zu erreichen. Wir haben das nicht getestet, da wir uns auf den beiden unteren „Etagen“ schon so wohlgefühlt haben.

Mariá Luisa-Park

Der María Luisa Park liegt, malerisch eingebettet, zwischen dem Plaza de España und dem Guadalquivir-Fluss.

Nachdem ihr den oft trubeligen Plaza de España besucht habt und eine, nahgelegene Oase der Ruhe, in die sich wenige Menschen verirren, sucht, seid ihr hier genau richtig.

Ein wunderschöner, weitläufiger und größtenteils barrierearmer Park erwartet euch. Die Weg bestehen aus festem, kompaktem Sand und sind aus meiner Sicht sehr leicht befahrbar. Viele zugängliche Teiche, Brücken und gemütliche Plätze, umgeben von Pflanzen, laden zum Entspannen und Fotografieren ein.
Hierhin kommen auch viele Vögel, die ihr auf den Wegen, im Wasser oder in den Bäumen entdecken könnt.
Der Eintritt ist frei, da es ein öffentlicher Park ist.

Sich über den Metropol Parasol wundern


Der „Metropol Parasol“, auch bekannt als „Las Setas“ oder einfach als Sevillas „Pilze“, ist ein modernes Kunstwerk inmitten des historischen Zentrums von Sevilla. Wir dachten uns, dass es eigentlich gar nicht dahin passt, so gegensätzlich ist es zu der Architektur drumherum.

So unpassend es anfangs auch schien, heute ist der Metropol Parasol  aus der Skyline von Sevilla nicht mehr wegzudenken. Viele Einheimische und Touristen*Innen lieben das Bauwerk, das als das größte Holzbauwerk der Welt gilt.

Auf dem Gipfel des 26m hohen Metropol Parasol befindet sich ein Aussichtspunkt, der für Rollstuhlfahrende eingeschränkt befahrbar ist.

Um dorthin zu gelangen, gibt es eine Rampe in den Keller des Parasol. Dort befindet sich der Ticketschalter und ein Aufzug, der bis auf den Aussichtsbereich fährt.

Nur ein kleiner Teil des Aussichtsbereichs des Metropol Parasol ist wohl für Rollstuhlfahrer zu befahren. Alle anderen Bereiche dort sind nur über Treppen erreichbar.

Wir sind nicht nach oben gefahren, und schildern daher aus Berichten.

Das Viertel Santa Cruz entdecken

Das Barrio Santa Cruz ist einer der In-Viertel Sevillas, auch deshalb weil es im Herzen der Stadt liegt und in ihm die Kathedrale und der Königspalast zu finden sind.
Es ist das Altstadtviertel und wir müssen gestehen: Das Viertel bekommt nicht den 1. Platz, wenn es um die Barrierearmut in Sevilla geht.

In den zweifellos wunderschönen Straßen trefft ihr immer wieder auf Kopfsteinpflaster unterschiedlichster Art und die Bordsteine sind nicht selbstverständlich abgesenkt.
Wir empfehlen es euch trotzdem hier, weil vieles, vor allem mit Assistenz, zu erreichen ist, auch wenn sich immer mal wieder die ein oder andere Barriere euch in den Weg stellt.

Sich in Triana verlaufen

Triana lag ursprünglich außerhalb der Stadtmauern von Sevilla und war Wohnort der ärmeren Bevölkerung. Heute gehört es zu Sevilla und ist einer der beliebtesten Stadtteile bei Touristen, da es einen wunderbaren Mix aus hippen Cafés und alteingesessenen Läden bietet.

Es ist unmöglich, den Teil der Stadt bei einem Spaziergang entlang der Uferpromenade zu verfehlen, denn die bunten Häuserfassaden auf der anderen Seite des Flusses fallen sofort ins Auge.

Triana ist für Rollstuhlfahrende gut zugänglich, da es moderner gestaltet ist als das historische Zentrum von Sevilla. Wenn man vom historischen Zentrum aus über eine der beiden Brücken- Puente de Isabel II oder Puente de San Telmo- in das Viertel spaziert, begegnet einem z.B. kein Kopfsteinpflaster mehr.

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