Als Stadt, die mit der Mezquita, eine der größten Moscheebauten der Welt und damit eine Sehenswürdigkeit von Weltrang besitzt, ist Córdoba ein beliebtes Ziel für viele Menschen. Daneben ist die jahrhundertealte Stadt reich an weiteren Sehenswürdigkeiten aus maurischen, römischen und jüdischen Kultureinflüssen.
Wie kommt man in der Stadt zurecht, wenn man sich selbst in einem manuellen Rollstuhl fortbewegt?
Wir waren dort und geben euch einen Überblick über die Möglichkeiten.

Inhaltsverzeichnis:

Anreise nach Córdoba

Wir sind mit einem Zug des Unternehmens Renfe aus Sevilla in ca.45 min angereist und haben am Bahnhof Córdoba festgestellt, dass dieser recht barrierearm ist. Der Ausstieg aus dem Zug klappte, da es keinen Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteigkante gab. Ob das für alle Züge gilt, die die Stadt erreichen, wissen wir leider nicht.
Alle Züge, die wir während unserer Zeit in Spanien nutzten, haben auf jeden Fall Annehmlichkeiten für Rollstuhlfahrer*innen, wie Stellplätze, (mobile) Rampen und in neueren Modellen, zugängliche Toiletten.
Der Bahnhof Córdobas ist asphaltiert, weist keine nennenswerten Gefälle auf und ist mit Aufzügen und rollstuhfahrerzugänglichem WC ausgestattet.
Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gibt es am Bahnhof den Service „Atendo de Renfe“.

Rollstuhlzugänglichkeit in der Stadt Córdoba

Einmal aus dem Bahnhof hinaus, befindet man sich in der modernen Innenstadt. Hier lässt es sich mit dem Rollstuhl angenehm fahren, da die Gehwege asphaltiert und frei von Schäden sind.
Straßenübergänge sind abgesenkt, vor allem an Fußgängerüberwegen bei Ampeln.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft, die am Fuße der Altstadt, ca.2 km oder 20min entfernt lag, gab es hin und wieder leichtes Gefälle. Hier ist je nach individuellen Möglichkeiten größerer Kraftaufwand oder Assistenz nötig.

Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen, und ein Großteil unserer Zeit verbrachten wir, in der Altstadt von Córdoba.
Hier befindet sich vieles, was teilweise ein-bis zweitausend Jahre alt ist. Es ist verständlich, dass dabei nicht an Rollstuhlzugänglichkeit gedacht wurde.

Glücklicherweise wurde vieles im Zuge von Modernisierungen und im Gedanken an Inklusion zugänglich(er) gestaltet.
Die Bodenbeschaffenheit in der Altstadt ist für Rollstuhlfahrende ein Wechselbad der Gefühle. Viele Wege sind tatsächlich mit glatten Gehwegplatten ausgestattet und gut befahrbar. Sie wechseln sich jedoch unvorhergesehen wieder mit Wegen ab, die aus Kopfsteinpflaster bestehen.
Auch die Breite der Gehwege variiert stark. Es gibt Wege, da konnten Amelie und ich nebeneinander spazieren. Dann gibt es jedoch auch Gehwege, da konnte ich nicht fahren, weil sie zu schmal zwischen Straße und Gebäude verlaufen – vor allem in der Judería, dem Teil der Altstadt, den die schmalen, hübschen Gassen auszeichnen.
Ich bin dann oft auf der Straße gerollt, was jedoch auch manchmal hieß, Kopfsteinpflaster in Kauf zu nehmen
Die Gehwege in der Altstadt verfügen oftmals über Absenkungen, um auf und von ihnen fahren zu können. In der Judería ist es nicht so einfach, diese Wege zu finden. Hier lohnt es sich, öfter auf der Straße zu rollen, um nicht am Ende eines Gehweges mit dem Rollstuhl hinunterspringen zu müssen. Wer das kann und seinem Material zutraut, kann da natürlich seine Skills trainieren.

Öffentlicher Nahverkehr in Córdoba

Wir haben innerstädtisch keine Busse oder Bahnen benutzt, da wir nur zu Fuß unterwegs waren. Allerdings haben wir oft und nur moderne Busse mit Rollstuhlfahrer*innen-Symbol an uns vorbeifahren sehen.Wir werten das als sehr gutes Zeichen, dass sie sehr gut zugänglich sind.
Wer sich hierzu weiter informieren möchte, kann das auf www.aucorsa.es tun.

Rollstuhlfahrerzugängliche Toiletten in der Stadt

Björn hat herausgefunden, dass es im Mercado Victoria als auch im Archäologischen Museum rollstuhlfahrerzugängliche Toiletten gibt. Ansonsten hat er auch immer wieder Erfolg in Starbucks oder McDonalds-Filialen auf eine, zumindest barrierearme, Toilette gehen zu können.

Eine Auswahl an Sehenswürdigkeiten, die in Córdoba mit dem Rollstuhl möglich sind

Gärten des Alcázar de los Reyes Cristianos

Die Gärten liegen auf dem Gelände des gleichnamigen Palastes. Übersetzt ist es der Palast der christlichen Könige.
Der ab 1328 gebaute Palast selbst ist nicht rollstuhlfahrerfreundlich. Er verfügt über zahlreiche Stufen. 

Allerdings kann man auch durch den Ausgang direkt in die Gärten gelangen, wenn ihr dies mit der Security vor Ort klärt. Der „Ausgang“ liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Eingangs zum Palast, direkt an den Gärten. Dort befindet sich ein massives Holztor, über deren Schwelle Björn mit Amelies Ankipphilfe gelangte. Ein ebenerdiger, stufenloser Zugang ist daher nicht möglich. 
Im Garten selbst sind die äußeren Gänge als Schotterwege gestaltet, innen gibt es teilweise Kopfsteinpflaster und Asphalt. 

Die Mezquita-Kathedrale besuchen

Als die Sehenswürdigkeit der Stadt ist die Mezquita auch auf rollstuhlfahrende Besucher*innen eingestellt. Sie verfügt am Haupteingang über einen stufenlosen Zugang per Rampe (Stand: August 2021). Der Weg dorthin führte mich damals durch den Innenhof der Moschee, der mit kleinen, naturbelassenen Steinen gestaltet war, die für meine kleinen Lenkräder etwas hinderlich, aber schaffbar waren.
In der Moschee ist alles eben, mit glatten Steinplatten ausgelegt und sehr geräumig.Allerdings muss mit vielen Besucher*Innen, vor allem am Nachmittag gerechnet werden, mit denen man sich die Sehenswürdigkeit zu teilen hat.

Die Aussicht auf der Puente Romano erleben

Die fast zweitausend Jahre alte Brücke aus der Römerzeit bietet einen fantastischen Ausblick auf die Altstadt Córdoba und auf den Fluss Guadalquivir, der sich malerisch unter ihr durchschlängelt.

Einen Snack im Mercado Victoria genießen

Stufenlos erreichbar, könnt ihr im Markt aus einer Vielzahl von Ständen leckere Köstlichkeiten auswählen und euch für die nächsten Abenteuer in der Stadt stärken.

Die Synagoge in der Judería besichtigen

Die einzige Synagoge, die noch in Córdoba erhalten ist, gibt einen Einblick in die ehemals reiche Geschichte jüdischen Lebens der Stadt.
Dem Zugang auf das Museumsgelände mit einer zu überwindenden Stufe, folgt ein Zugang per Rampe in die Synagoge.
Der Eintritt war für Björn kostenlos (Stand August 2021).

Innerhalb der Synagoge
Im Innenhof der Synagoge

Einen Drink am Plaza de la Corredera nehmen

Seine rechteckige Form und seine Bogengänge machen ihn zum einzigen Platz in Andalusien mit solch einer Architektur.
Jahrhundertelang war er ein Versammlungsort für Märkte, Stierkämpfe und sogar Hinrichtungen.
Heutzutage bietet der Platz eine Vielzahl an Lokalen, wo ihr euren Hunger und Durst stillen könnt und dabei eine tolle Aussicht auf das Geschehen auf ihm habt.

Das Archäologische Museum besuchen

In diesem rollstuhlgerechten Museum in der Altstadt, könnt ihr viel über die reiche, römische Geschichte Córdobas erfahren, sowie viele interessante Ausgrabungsgegenstände und sogar ein freigelegtes Amphitheater bestaunen.
Vom Eingang über die Innenräume, alles ist mit Rampen und Aufzügen, sowie Treppenliften erreichbar.

Fotos durften wir im Innenraum keine machen. 

Der Eintritt war für Björn kostenlos (Stand August 2021).

Innenhof neben dem Museum
Treppenlift zum freigelegten Amphietheater
Hier geht's zum